Ölbild erinnert an Leid in der Psychiatrie 1942
Vor 100 Jahren wurde in Berlin der Maler Gerhard Moll geboren. Zu seinen traumatischsten Erlebnissen gehörte ein Aufenthalt in der Nervenanstalt der Stralsunder SS-Kaserne. Daran erinnert ein jetzt aufgetauchtes Gemälde.
STRALSUND. Die Zustände müssen unerträglich gewesen sein. An das Martyrium hat sich Gerhard Moll Jahre nach seiner Zwangseinweisung in die Stralsunder Nervenanstalt erinnert. „Angesichts der Zustände, die dort herrschten, hundert Geistes-kranke in einem verschlosse-nen Saal, die von Pflegern auf die brutalste Weise misshandelt wurden, erlitt ich einen Nervenzusammenbruch“, schrieb der Maler 1952 in seinem Lebenslauf.
Schon 1943, kurz nach seiner Entlassung, hatte Moll seine Erlebnisse in dem düster wirkenden Ölgemälde „Heilstaetten Stralsund“ fest-gehalten. Im expressionistischen Stil schuf der Maler eine tiefe Raumperspektive mit wenigen leuchtenden Farben. Zu sehen sind voneinander isolierte Figuren, jede für sich allein, hilflos und in Not – einsame Insassen der mit 68 Betten ungewöhnlich großen Nervenabteilung, die sich ab 1939 auf dem Gelände der geräumten und in der Folge als SS-Kaserne genutzten Heilanstalt befand.
In der Kirche des Klinikums wird das Werk gezeigt
77 Jahre später ist das verstörende Bild an seinen Ursprungsort zurückgekehrt. Mithilfe mehrerer Spenden hat der „Förderverein Museum Stralsund“ das 72 mal 100 Zentimeter große Kunstwerk erworben. Künftig wer-de es im Stralsunder Kranken-haus West der Öffentlichkeit gezeigt und an ein düsteres Kapitel deutscher Psychiatriegeschichte erinnern, sagt der stellvertretende Vereinschef Dr. Peter Danker-Carstensen. In der historischen Klinikumskirche der 1912 eröffneten Provinzialheilanstalt Stralsund wird es seit wenigen Tagen präsentiert.